Kulturgut digital

Der Zweck der Stiftung Königliche Porzellan-Manufaktur ist das Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen und Vermitteln des materiellen Kulturgutes und der immateriellen Handwerkstradition der KPM Berlin. Das Ziel ist ein stetiger Austausch zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart der Manufaktur. Derzeit umfasst die Sammlung des Manufakturarchivs über 10.000 Porzellane, die Modell- und Taxbücher, sowie Zeichnungen, Dokumente, Grafiken und Fotografien aus der Firmenhistorie. Der Modellkeller mit den einzigartigen Gipsformen der KPM ist einer der größten Schätze, der zudem noch aktiv in die gegenwärtige und zukünftige Produktion der Manufaktur eingebunden ist.

Fotos: Benjamin Zibner

 

In den kommenden Jahren werden die Bestände des Manufakturarchivs wissenschaftlich erschlossen und digitalisiert. Jedes Objekt wird dazu inventarisiert, fotodokumentarisch festgehalten und für die spätere Nutzung in der Datenbank aufbereitet. Ziel ist es, dass die Bestände intern digital recherchierbar werden und die Mitarbeiter der KPM auf den historischen Wissensschatz der Manufaktur zugreifen können. Auch der externen Forschung wäre damit eine wichtige Basis gelegt. Im weiteren Verlauf des Projektes ist eine Überarbeitung der Lagerungsbedingungen der Objekte geplant. Mit einer modernen Depotmöblierung nach Museumsstandards wird die Konservierung der Sammlungsbestände für die kommenden Generationen abgesichert und Raum für zukünftige Erweiterungen der Bestände gewonnen.

Lesen Sie weiter um Aktuelles zum Projekt Kulturgut digital zu erfahren:

15.10.2024

Zeitzeugeninterviews

Das Projekt Kulturgut Digital besteht aus verschiedenen Schwerpunkten. Zum einen werden die Bestände des KPM-Manufakturarchivs inventarisiert und digitalisiert. Darunter fallen Porzellane, Modellbücher, Dokumente oder Fotos. Zum anderen möchte die Stiftung KPM auch das immaterielle Kulturgut der Manufaktur bewahren. Ein wichtiger Bestandteil sind dabei die Zeitzeugeninterviews, bei welchen Erinnerungen (ehemaliger) Mitarbeiter an die Zeit in der KPM festgehalten werden. Sie dokumentieren z.B. den Wandel der Arbeitsprozesse im Laufe eines Arbeitslebens, geben einen Eindruck vom Alltag in der Manufaktur und halten Anekdoten über das Kollegium und Meilensteine der Firma fest. Es entsteht ein individueller Fußabdruck des jeweiligen Mitarbeiters im KPM-Manufakturarchiv, der späteren Forschern ein lebendiges Bild des Handwerks im 20. bzw. 21. Jahrhunderts hinterlassen soll. In unseren Beständen sind außerdem Nachlässe ehemaliger Mitarbeiter zu finden. Private Schnappschüsse, Gratulationskarten der Kollegen oder Auszeichnungen der Manufakturdirektion illustrieren die verschiedenen Biografien eindrucksvoll und bieten einen Blick in die KPM-Historie abseits der wissenschaftlichen Dokumentationen. Im heutigen Beitrag stellen wir Ihnen nur einige Beispiele vor.

16.04.2024

Preislisten digital

In den letzten Wochen wurde im Rahmen des Projektes „Kulturgut Digital“ ein spannender Teilbestand der Druckschriften des KPM-Manufakturarchivs gescannt: die Preislisten. Das älteste Exemplar stammt von 1904, die jüngsten (gedruckten) Exemplare von 2020. Diese Preisübersichten aus über 100 Jahren Manufakturgeschichte sind eine Quelle verschiedenster Informationen: Wann war welches Service, welche Vase oder Figur im Sortiment? Wie haben sich die Preise über die Jahrzehnte verändert? Die Listen zeigen außerdem, wann bestimmte Dekore auf den Markt kamen, wie lang sie modern waren und wie sich Produktbezeichnungen verändert haben. Zum Beispiel wurden die Modelle Juventute, Syringa oder Drache bis 2001 noch als namenlose Vasen geführt, die nur durch die beigefügten Maße und Umrisszeichnungen zu unterscheiden waren. Die Preislisten zeigen auch gesellschaftliche/soziologische Veränderungen. Während der Raucherbedarf in den 1960er Jahren mehrere Seiten füllte, sind in der Liste von 2017 nur noch vier Aschenbecher zu finden. Gab es in der Preisliste von 1913/14 noch über 20 verschiedene Service für die Zusammenstellung der festlichen Tafel, konzentriert sich die Manufaktur heute auf fünf ausgewählte Service-Klassiker und die modernen To-Go und LAB-Serien.

30.01.2024

Modellbücher digital

Das Stiftungsprojekt „Kulturgut Digital“ hat verschiedene Facetten. Zum einen werden die Porzellanbestände des Archivs seit Oktober 2022 in der Datenbank erfasst. Zum anderen werden die zweidimensionalen Bestände nach und nach gescannt, wozu u.a. Fotografien aus den letzten 100 Jahren, Werbematerialen oder Dokumente aus der Firmengeschichte gehören. Die Digitalisierung ermöglicht zukünftig eine objektschonende Recherche in den Archivschätzen. Ein Quellenbestand wird bei Archivanfragen besonders oft in die Hand genommen: die Modellbücher der Manufaktur. Mit Firmengründung 1763 wurde ein Register aller gefertigten Modelle begonnen, das bis heute geführt wird. Das erste Buch existiert nicht mehr im Original: erhalten geblieben ist eine Abschrift aus dem Jahre 1884. Elf Bücher dokumentieren das Schaffen der KPM. Während die ersten Bücher preußisch-nüchtern Modell für Modell auflisten, sind die Exemplare ab Ende des 19. Jahrhunderts kleine Kunstwerke für sich. Skizzen geben dem Leser eine Vorstellung des Modells- später ergänzt oder ersetzt durch eingeklebte Fotografien. Diese visuellen Hilfen werden bei den ersten Modellbüchern schmerzlich vermisst. Wie „Der Käsefuß“ unter der Nummer 569 aussah, wird wohl weiterhin ein kurioses Rätsel bleiben.

28.11.2023

Dekorzeichnungen digital

Mehr als 20 Service gestaltete Friedrich Elias Meyer für seinen Vorgesetzten Friedrich den Großen. Ob Rocaille, Neuzierat oder Reliefzierat- die Service wurden reich bemalt und für jedes Schloss ein individueller Dekor entwickelt. Zum Beispiel weist ein umgestürzter Blumenkorb auf dem Tellerspiegel auf Schloss Charlottenburg hin oder Blumenbouquets mit blauen Schuppen und Goldstaffage auf das Breslauer Stadtschloss. Bis heute erlernt jeder Porzellanmaler die historischen Dekore der Manufaktur während seiner Ausbildung. In der Sammlung des Manufakturarchivs befindet sich daher ein Bestand mit Dekorzeichnungen, welche die Porzellanmaler zu Studienzwecken anfertigen. Sie erhalten dadurch ein Gefühl für die Größenverhältnisse der einzelnen Dekorbestandteile (z.B. Größe des Bouquets auf dem Spiegel oder der Tellerfahne) und verinnerlichen den gestalterischen Aufbau. Das Archiv bewahrt eine repräsentative Auswahl dieser Zeichnungen aus den letzten 70 Jahren auf. Sie sind Zeugnisse einer 260-jährigen Manufaktur und schlagen den Bogen vom jüngsten Maler des 21. Jahrhunderts zum ersten Modellmeister aus der Rokoko-Zeit.

17.10.2023

KPM Markenkunde

Für die Inventarisierung der Porzellanbestände ist eine Datierung der Objekte unerlässlich. Zum Glück für Fachleute und Sammler führen Porzellane die entscheidenden Hinweise immer mit: ihre verschiedenen Marken und Kennzeichnungen. Die Königliche Porzellan-Manufaktur versieht seit der Übernahme durch Friedrich den Großen 1763 alle Objekte mit dem blauen kurbrandenburgischen Zepter. Die Gestalt wechselte über die Jahrhunderte immer wieder, um Plagiaten keine Angriffsfläche zu bieten. Einige Zeptermarken sind mit weiteren Merkmalen versehen. Ein Zepter über „Sgr.P.“ steht für das Segerporzellan der Chemisch-Technischen Versuchsanstalt. Technische Porzellane für die Industrie erhielten im 20. Jahrhundert den Zusatz „Staatlich Berlin.“ Seltener sind die grüne Zeptermarke oder der gepresste Adler zu finden- beide Marken wurden von der Tochterfirma, der Königlichen Gesundheitsgeschirrmanufaktur (1818-1866), verwendet. Neben der Blaumarke weisen bemalte Porzellane eine Malereimarke auf. Seit 1832 zeigt der Reichsapfel an, ob die künstlerische Gestaltung in der Manufaktur erfolgte. Fehlt dieser auf bemalten Objekten nach 1832, spricht dies für eine sogenannte Hausmalerei, also eine Bemalung außerhalb der KPM.

23.05.2023

Porzellane Digital

Seit Anfang Mai werden die Bestände des großen Archivdepots inventarisiert und digitalisiert. 6000 Objekte aus 80 Jahren Manufakturgeschichte lagern in einem unscheinbaren Kellerraum. Nach und nach werden die Schätze nun aus den Regalen genommen und für die Inventarisierung vermessen, fotografiert und mit allen wichtigen Eckdaten, wie z.B. Dekornummer, Blaumarke oder Herstellungstechniken, in unserer Datenbank dokumentiert. Nebenbei wird das Depot flächenmäßig aufgestockt und die vollgestellten Regalfächer werden aufgelockert und neu sortiert. Die ersten Regalmeter des Depots sind gefüllt mit den zahlreichen Belegexemplaren aus der Geschichte des Service Urbino. Der Klassiker aus der Feder von Trude Petri erhielt in den 1950er und 1960er Jahren zahlreiche Dekore, die wir heute in einem Ausschnitt präsentieren.

14.03.2023

Fotosammlung Digital

Seit Oktober 2022 wird die umfangreiche Sammlung des KPM-Archivs digitalisiert. Dazu gehören tausende Fotografien, welche einerseits die Produktion und ihre Mitarbeiter dokumentieren und andererseits die Vielfalt der Objekte belegen, die während der letzten 260 Jahre hergestellt wurden. Das heutige Beispiel zeigt die Ringkammerofenhalle im Zustand von 1963 und 2023. Bis in die 1960er Jahre wurde in den Kammern das Porzellan gebrannt. Heute befindet sich die Fertigung direkt hinter der historischen Ofenhalle und die 2006 restaurierten Ringkammern sind Teil der Dauerausstellung des KPM Quartiers.

12.12.2022

Malereimodelle Digital

Seit Oktober 2022 wird die umfangreiche Sammlung des KPM-Archivs inventarisiert und digitalisiert. Derzeit bearbeitet unsere Museologin die Malereimodelle. Für jedes dekorierte Objekt aus dem Sortiment, das in den letzten Jahrzehnten die Manufaktur verlassen hat, gibt es eine Dekorvorlage im Bestand der Malerei. Diese Vorlagen dienen in Bezug auf die Position, Größe und farbliche Gestaltung der Dekorbestandteile zur Orientierung der MalerInnen. Mit diesen Informationen können die Malerinnen und Maler ihre eigenen Kompositionen erstellen.